“Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück.”
von Juliane Egger und Theresa Haager
Bei dem Frühstück mit dem syrischen Flüchtling Serwer Sheikh Mousa kommt ihre offene Art zum Vorschein. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn sie miteinander reden.
Ruth und Serwer teilen sich ein Vitalfrühstück und ein arabisches Frühstück, welches ihre jeweiligen kulinarischen Vorlieben miteinander verbindet. Ruth sieht uns mit ihren blauen Augen an, als das Frühstück gebracht wird. Mit einem breiten Grinsen fragt sie uns: “Wollt ihr mitessen?”
Ruth Lerz ist eine Powerfrau. Sie arbeitet Vollzeit als Motopädagogin, ist bei “Die Grünen Eichgraben” Aktivistin und engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Außerdem organisiert sie einen Selbstverteidigungskurs für Eichgrabener Frauen. Die Idee dazu entstand nach einem Vorfall von sexueller Belästigung an ihrer Tochter. Sie will, dass sich Frauen in der heutigen Zeit zu wehren wissen und nicht mehr als das schwache Geschlecht angesehen werden. Einen Zusammenhang des Kurses mit der Anwesenheit der vielen männlichen Flüchtlinge im Dorf streitet sie klar ab.
Ruth strahlt eine gewisse Ruhe aus, ihre Stimme ist angenehm. ”Uns war von Anfang an klar, dass wir so viele Flüchtlinge aufnehmen wollen, wie Platz vorhanden ist.”
Akribisch teilt sie das Frühstück unter Serwer und sich auf. Sie ist sehr darauf bedacht, dass alles gerecht ist. Die beiden wirken sehr vertraut, als würden sie sich schon Jahre kennen. Während Serwer uns von seinen Erfahrungen erzählt, sagt Ruth neckisch: “Wenn du so viel redest, kommst du nicht zum Essen.”
Ruth legt Wert auf Integration, die über einen Asylbescheid hinausgeht. Deswegen bietet die „Mosaik“ Gruppe unentgeltliche Deutschkurse an. Weiters werden Lama-Trekking, Kochen, Töpfern und andere gemeinsame Aktivitäten angeboten. Diese werden von den Flüchtlingen dankend angenommen und sorgen für ein Miteinander. Über kulturelle Differenzen hat sie in den letzten Monaten viel gelernt. Sie erzählt, wie ihr anfangs auf dem Weg zum Deutschkurs die männlichen Flüchtlinge immer ihre Tasche tragen wollten. “Ich habe dann irgendwann gesagt: das ist meine Tasche, die will ich selber tragen. Es ist zwar nett, dass sie helfen wollen, aber es macht auch ein bisschen schwach.“
Es ist ein Geben und Nehmen und ein gemeinsamer Lernprozess. Bei gemeinsamen Kochstunden brachten sie sich gegenseitig etwas bei. Ruth konnte dabei die arabische Küche kennenlernen. “Dank euch kann ich jetzt Hummus selber machen”, sagt sie zu Serwer.
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